Innovation: Made in China – Kolumne im DUB UNTERNEHMER-Magazin

Kopieren war gestern. Heute wird innoviert. Aufstrebende Spezialanbieter aus China rollen zunehmend Nischenmärkte auf. Während deutsche Konzerne noch ihre internen Innovationseinheiten orchestrieren und koordinieren, um den kreativen Wettbewerb unter einem Dach zu vereinen, zieht China überraschend mit Einzelspielern an uns vorbei. Die großen Namen sind wohlbekannt: der Online-Marktplatz Alibaba, Baidu mit Suchmaschinen und Datentechnologie oder Tencent, das Ökosystem für Social Media. Von ihnen lernen wir, wie man Ideen in schwindelerregende Höhen skalieren und monetisieren kann. Sie lassen mit ihrer Entwicklungsgeschwindigkeit die Forschung- &-Entwicklung-Strategen der bisherigen deutschen Vorzeige-Innovatoiren vor Neid erblassen.

Jenseits der drei genannten offensichtlichen Tausendsassas tauchen in China jedoch seit einiger Zeit an allen Ecken Innovation-Schnellboote auf, die uns in Nischen überholen – mit neuen Produkte, Services und Geschäftsmodellen. Sie kommen unerwartet und sind weder geografisch noch inhaltlich leicht zu verrotten.

Royale etwa. Vor gerade einmal sieben Jahren in Shenzhen gegründet, ist das Unternehmen in der Zwischenzeit zu einem global tätigen Hersteller von flexiblen Displays und Sensoren mit über 2.000 Mitarbeitern herangewachsen. Breit ausgestattet mit Risikokapital, hat Royale das weltweit erste biegsame und faltbare Smartphone vorgestellt – mit einem superdünnen flexiblen Display als Schnittstelle zum Armaturenbrett im Auto. Schon ist ein neuer Player im heiß umkämpften Markt der vernetzten Mobilität aufgetaucht.

Auch zunächst langsamer wachsende Konkurrenz aus der Volksrepublik sollte nicht unterschätzt werden. Mitunter werden multinationale Unternehmen kalt erwischt, wenn die asiatische Aufsteiger den Vertrieb ihrer Produkte weniger Jahre später ausweiten.

So bezeichnet sich beispielsweise Jiangsu Dongcheng M&E Tools heute als „die führende Marke der Elektrowerkzeugindustrie“. Nach der Gründung 1995 war Dongcheng zunächst im unteren Segment des lokalen Markts positioniert und wurde namhaften Konkurrenten wie Bosch oder Stanley Black & Decker nicht ernst genommen.

Inzwischen ist Dongcheng allerdings die meistverkaufte Elektrowerkzeugmarke in China. Die Produkte verkaufen sich zehnmal häufiger als die von Stanley Black & Decker. Dongcheng ist inzwischen zudem auf Märkten rund um den Globus wettbewerbsfähig. Auf einer Produktionsfläche von 139.000 Quadratmetern arbeiten knapp 4.000 Mitarbeiter für eine Vision: Made in China soll sich von der Masse abheben und den Kunden in jeder Ecke der Welt den besten Service bieten. Egal ob Hidden Champions, Underdogs oder Changemaker: Die chinesischen Aufsteiger werden ganz neue Innovationsmuster prägen und uns zeigen, mit welchen multinationalen Unternehmen wir weltweit konkurrieren werden.