MENSCHENWÜRDIGE ARBEIT & WACHSTUM: EIN WIDERSPRUCH? – Eine Kolumne von Verena Fink im DUP Unternehmer Magazin

Grenzen des Wachstums ernst nehmen und unser Verhalten ändern? Das ist gar nicht so einfach in meinem Tätigkeitsfeld Unternehmensberatung, wo wir in einer Welt großgeworden sind, die unter Expansion eine einzig positive Bewegung versteht. Mir gefällt daher ein chinesisches Sprichwort, das sinngemäß hinterfragt, ob meine heutige Entscheidung auch von Nutzen für die nächsten sieben Generationen ist.

Mich hat das Sustainable Development Goal (SDG) Nummer acht zum Nachdenken gebracht: Menschenwürdige Arbeit und Unternehmens- wachstum. Doch was bedeutet das eigentlich?

Global betrachtet zeigen sich offensichtliche Handlungsfelder: Laut der Internationalen Arbeitsorganisation sind immer noch 160 Millionen Mädchen und Jungen von Kinderarbeit betroffen; unglaubliche 25 Millionen Menschen verrichten Zwangsarbeit. Ich bleibe Zukunftsoptimistin und glaube daran, dass die Digitalisierung uns helfen kann, diese strukturellen Probleme zu reduzieren. Die privaten und öffentlichen Investitionen könnten in ein grünes Wachstum gesteckt werden, damit wir eine sozial-ökologische Wirtschaftstransformation beschleunigen und damit Vorbild sein können.

Außerdem könnte das deutsche Lieferkettengesetz weltweit als Beispiel genutzt werden, um als globales Lieferkettengesetz zu funktionieren und Menschenrechte sowie Sozial- und Umweltstandards zu stärken. Und wenn wir es schaffen, unsere Ämter zu digitalisieren, werden nicht nur Anträge von Einheimischen schneller bearbeitet. Auch können Flüchtlinge schneller Zugang zu Jobs erhalten. Das nutzt nicht nur der Integration, sondern auch der Wirtschaft.

Als Freundin von Digitalisierung werbe ich dafür, die digitale Transformation mit ökologischem und sozialem Wandel zu verbinden. Handlungsbedarf gibt es genug vor unserer eigenen Haustür. Wie können wir zum Beispiel bei der Digitalisierung unsere Mitarbeitenden mitnehmen? Was machen wir mit jenen, die Gefahr laufen, den Anschluss zu verlieren? Digitalisierung hat die Kraft, in der Bildung mehr Teilhabe zu ermöglichen. Ganz nach dem übergeordneten Prinzip der Agenda 2030 „leave no one behind“ stehen wir in der Verantwortung, beim digitalen Wandel alle Personen mitzunehmen – unabhängig ihrer Herkunft, Religion, Ethnie, körperlichen und psychischen Verfasstheit, ihres Geschlechts und Alters. Ist das Gift fürs Wachstum? Im Gegenteil. Wenn wir uns mit der Haltung von SDG8 digitalisieren, erreichen wir eine deutliche Produktivitätssteigerung durch technologische Modernisierung und menschenfreundliche Innovation.