High Five für digitale Tattoos – Woodpecker-Kolumne im DUB UNTERNEHMER-Magazin

Die Wearable Elektronik geht unter die Haut.

Kolumne von Verena Fink im DUB Unternehmer-Magazin zum Thema digitale Tattoos

„Das machen wir so, da gebe ich Dir die Hand drauf!“ Marc springt auf und streckt mir seinen Arm entgegen. Ich erwidere seinen kräftigen Händedruck und spüre ein leichtes Pieken. Beim Loslassen entdecke ich das filigrane 5-Eck auf seinem Daumenballen. „Ist das ein Tattoo?“ Marc lacht nur auf meine Frage und das Symbol auf seiner Hand blinkt in einem warmen Rot. Das ist mein Personal Trainer, Manager, Anwalt und Bodyguard. Schade, dass Du keinen trägst, sonst hätten wir jetzt schon alle Vertragsdaten mit Handschlag ausgetauscht.

Zugegeben, der Dialog entstammt meiner Phantasie, nachdem mir Marc im Coffee Shop begeistert vom Startup NewDealDesign erzählt hat. Wenn es nach den jungen Designern aus Kalifornien geht, sieht so die nahe Zukunft der Wearable Elektronik aus. Wir managen Beruf, Gesundheit und Privates über einen implantierten Chip. UnderSkin heisst das digitale Tattoo, das in den Daumenballen implantiert werden soll.

Die Schnittstelle ist schlau und versteht Kontext, kann den Händedruck beim Gebrauchtwagenhändler vom romantischen Kontaktversuch nach dem ersten Date unterscheiden und verhält sich entsprechend. Vom Blutzucker-Check über müheloses Bezahlen bis zum Entriegeln der Haustür verspricht UnderSkin fleischgewordene Kontrolle über unser Leben. Der ständige Begleiter weiß, wen ich gerne treffe und mag, ob ich aushole für den High Five oder die Ohrfeige.

Meine Cyborg-Freunde jubeln über Kontext Cleverness statt stumpfem Daten sammeln, alle anderen runzeln skeptisch die Stirn. Die Gewöhnung kommt bestimmt, denn wer will nicht fitter und gesünder werden mit den kleinen Helfern?

Wie werden wir aber mit Begleiterscheinungen umgehen? Womit demonstrieren wir Status und Geschmack wenn die Gadgets nicht mehr Köpfe, Handgelenke oder Hüften schmücken? Wie wollen wir erkennen, ob unser Nebensitzer in der Bahn brüllt, weil es ihm nicht gut geht, oder er über ein Ohrimplantat mit seiner Freundin streitet? Krümmt sich der Manager in der Kantine weil ihm übel ist oder erinnert ihn sein Magensensor mit einem Muskelimpuls daran, dass er statt der Pommes besser die Fitness-Bowl gewählt hätte? Auch wenn uns die smarten Implantate durchschauen, unserer Umwelt werden wir vermutlich mehr Rätsel aufgeben.