WIE MINT-FRAUEN EUROPAS ZUKUNFT SICHERN

Eine Mc Kinsey Studie aus dem letzten Jahr brachte es auf den Punkt: Der Mangel an Frauen in Europas Tech-Jobs führt zu erheblichen Nachteilen für Beschäftigte, Innovation und die gesamte europäische Gesellschaft.

Umgekehrt steckt darin eine riesige Chance für Europa. Gelingt es den 27 EU-Mitgliedsstaaten, knapp 4 Millionen Frauen für die Branche zu begeistern und damit den Frauenanteil in Tech-Rollen von knapp über 20 Prozent heute auf bis zu 45 Prozent in 2027 zu verdoppeln, dann könnte Europas BIP um 260 bis 600 Milliarden EUR steigen.

Ich finde hier lohnt sich der Blick in die USA, die in den letzten zehn Jahren den Weg für Frauen in die Technologiebranche an entscheidenden Punkten verbessert haben. In den weiterführenden Schulen haben gezielte Initiativen das Engagement junger Frauen in MINT-Fächern deutlich erhöht. Untersuchungen des Women Tech Council zeigen, dass sich 90 Prozent der Highschool-Mädchen nicht für eine MINT-Karriere entscheiden, weil sie keine Frauen in der Technik kennen und keine Vorbilder haben.

Die Studie weist umgekehrt nach, dass Mädchen, die mit MINT-Vorbildern und Mentoren zu tun haben, sich zu 50 Prozent für ein MINT-Studium entscheiden. Und die Forschung zeigt auch, dass Mädchen, die an einem Programmierkurs teilgenommen haben, sich siebenmal häufiger für ein Informatikstudium entscheiden als der nationale Durchschnitt. Das öffentliche Bildungssystem der USA konzentriert sich im Gegensatz zu Deutschland stark auf die Technologieerziehung. Heute bieten fast 60 Prozent der US High-Schools Informatikkurse an. Diese Kurse beschränken sich nicht mehr nur auf die Programmierung von Java, sondern zielen darauf ab, das Verständnis der Schüler dafür zu vertiefen, wie Software in verschiedenen Branchen und Berufen eingesetzt werden kann.

Kein Wunder also, dass dort in Folge mehr Frauen MINT-Studiengänge an Universitäten absolvieren. Die Abgängerinnen werden stark umworben, denn US-amerikanische Technologieunternehmen sind zunehmend darauf bedacht, Frauen in ihren ersten Karrierestufen einzustellen und in der Entwicklung aktiv zu unterstützen. Das geht in meiner Beobachtung Hand in Hand mit mehr Präsenz von Frauen in den Aufsichtsräten dieser Unternehmen, gekoppelt mit einem breiten Wandel in der Unternehmensführung, der vielfältige Perspektiven und divers Teams anstrebt.

Bis wir das im föderalen Bildungssystem in Deutschland umgesetzt haben, wird vermutlich noch Zeit vergehen. Vielleicht können wir in Unternehmen die Zwischenzeit nutzen, um im Recruiting von Auszubildenden und Studenten junge Frauen besser da abzuholen, wo sich ihre Interessen und Tech kreuzen könnten. Die Tech-Branche erfordert meiner Erfahrung nach kein typisch männliches oder weibliches Skill Set. Gefragt sind logisches Denken, Selbstorganisation, Eigeninitiative und Neugier, aber auch Vernetzung, Kommunikation und Teamplay. Der Zusammenhang zwischen Computerspielen und Spieleentwicklung ist beispielsweise naheliegend, wie sieht es aber mit anderen Hobbies aus? Arbeitgeber könnten auch die wachsende Rolle von Tech-Communities verfolgen. Es gibt in der Szene Interessengruppen für jeden Geschmack, die sich online austauschen und gegenseitig unterstützen, unter anderem auch mit dem Schwerpunkt „Women in Tech“. Netzwerke, die sich über soziale Medien leicht finden lassen.

Return on Invest garantiert!


Der Einsatz lohnt sich, Untersuchungen der Spitzenuniversität Massachusetts-Institut für Technologie (MIT) haben ergeben, dass Frauen im Durchschnitt eine höhere Leistungsbewertung erhalten als männliche Kollegen. McKinsey fand außerdem heraus, dass Unternehmen mit hoher Geschlechtervielfalt, nachweislich eine um 25% höhere Wahrscheinlichkeit haben, eine überdurchschnittliche Rentabilität zu erzielen. Return on Invest garantiert!