Es ist offensichtlich, dass die Europäische Union (EU) im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) nicht die Führungsrolle einnimmt. Während in den USA und China nahezu wöchentlich neue, leistungsfähigere Sprachmodelle, sogenannte Large Language Models (LLMs), vorgestellt werden, hinkt Europa hinterher.
Eine seltene Ausnahme ist das französische Unternehmen Mistral. Erst im April 2023 gegründet, hat Mistral bereits 500 Millionen Euro von Investoren eingesammelt und wird aktuell mit rund zwei Milliarden Euro bewertet. Im Vergleich zu Tech-Giganten wie OpenAI, dessen Bewertung bei etwa 75 Milliarden Euro liegt, oder Google und Meta, wirkt Mistral immer noch winzig. Doch in Leistungsrankings der LLMs können Mistrals Modelle durchaus mit denen aus den USA oder China mithalten.
Die Mistral-Gründer zählen zu den brillantesten Köpfen im Bereich der Sprachmodelle außerhalb von OpenAI. Ihre Erfahrung haben sie in der Pariser Niederlassung der KI-Forschungsabteilung von Meta gesammelt. Trotz begrenzter finanzieller Mittel haben sie es geschafft, leistungsfähige Sprachmodelle zu entwickeln und verfolgen das Ziel, das kapitaleffizienteste Unternehmen in der KI-Welt zu sein. Laut CEO Arthur Mensch kostete das Training von Mistrals leistungsfähigstem Modell weniger als 20 Millionen US-Dollar, während OpenAIs GPT-4 mehr als 100 Millionen Dollar verschlang. Mistral positioniert sich bewusst als europäischer Gegenentwurf zu den KIUnternehmen aus Asien und den USA, setzt auf Offenheit, Mehrsprachigkeit und kulturelle Vielfalt.
Eines der größten Hindernisse für europäische KI-Projekte ist nach wie vor die Finanzierung. Während Forschungseinrichtungen und Unternehmen in Europa oft mehr als ein Jahr auf ihre Fördergelder warten, können Unternehmen wie Google oder Meta ihre Projekte in wenigen Wochen umsetzen. Dies liegt unter anderem daran, dass in Europa die notwendigen Rechenzentren für das Training großer KI-Modelle fehlen. Hinzu kommt eine strengere Regulierung. Der ab 2025 gültige AI-Act der EU sieht vor, dass quelloffene Sprachmodelle beispielsweise dokumentieren müssen, woher die Trainingsdaten stammen. Dies wird es Mistral erschweren, im internationalen Wettbewerb mitzuhalten, da die gleichen Daten aufgrund mangelnder Dokumentation nicht verwendet werden dürfen.
Fazit: Europa hat im Wettlauf um die KI-Vorherrschaft erhebliche Herausforderungen vor der Brust. Mistral mag eine vielversprechende Ausnahme darstellen, doch für eine umfassende europäische Führungsrolle im Bereich der KI bedarf es weitreichender Veränderungen und Investitionen.