Verlieren wir das Monopol auf Kreativität? Text-Bild-Generatoren mit KI – Ein Beitrag von Verena Fink im Teletalk Magazin

Text-Bild-Generatoren auf Basis von KI werden derzeit breit diskutiert, oft verbunden mit der Sorge um die Kunst. Müssen wir jetzt eine Debatte führen, was noch Kunst ist, wenn jeder ein Picasso sein kann? Ich finde es viel spannender, die Auswirkungen auf Content-Erstellung zu betrachten: Kommunikation über Bild statt Text zieht sich durch alle Branchen und gewinnt gerade in der der Kundenkommunikation an Relevanz.

Reh mit Helm träumt vom Mond

Wer selbst ausprobieren will worüber wir sprechen, der kann auf der Website beta.dreamstudio.ai sein gewünschtes Motiv beschreiben, zum Beispiel „a deer with a helmet dreaming of the moon“. Schon malt die Software das Bild in wenigen Se- kunden. KI-Anwendungen, die Text zu Bild konvertieren, kom- men inzwischen schon bei vielen Onlinediensten zum Einsatz. Wie das funktioniert? Google und andere große Player suchen im Internet nach Bildern mit Textbeschreibungen, zum Beispiel Bildunterschriften von Online-Artikeln. Damit trainieren sie ihre KI-Algorithmen. Aus diesen riesigen Datenmengen lernt die KI, bestimmte Formen einer Bildbeschreibung zuzuordnen.

KI-Bilder wiederholen Stereotype

Kein Wunder, dass in solchen Trainings auch Klischees und Stereotype gelernt werden. Die Züricher Zeitung konnte in ei- nem Experiment nachweisen, dass KI-Tools dieser Gattung auf die Eingabe „doctor“ vor allem männliche, weiße Ärzte ge- zeichnet haben, auf die Eingabe „prisoner“ ausschließlich männliche Gefangene, vermehrt mit dunkler Hautfarbe.

Vom Urheberrecht nicht geschützt

Manch einem Kreativen ist nicht wohl bei der Vorstellung, dass seine Werke zum Training einer KI genutzt werden. Auch dafür gibt es bereits einen Dienst: „Have I Been Trained“ heißt die Anwendung, mit der jeder Nutzer unter 5,85 Milliarden Bildern auf der Datenbank LAION-5B die öffentlichen Trainingsdaten- sätze für Bild-KIs durchsuchen kann. Juristen winken derzeit ab, da Bilder, die von einer KI erstellt werden, nicht unter das Urheberrecht fallen und frei genutzt werden können. Unser Urheberrechtsgesetz schützt die Ergebnisse menschlichen Schaffens und darum handelt es sich bei einer KI nachweislich nur, wenn sie erkennbar überwiegende Teile eines bestehenden Kunstwerkes reproduziert.

Text-zu-Bild im Stockfoto-Business

Manch ein Journalist läutet schon den Tod der Kunst ein, in meiner Wahrnehmung finden die meisten Betrachter KI-Bilder oftmals schön, aber in der Mehrheit irgendwie seltsam, ein re- levanter Teil davon ist eher als Ausschuss zu bezeichnen. Neben dem Einfluss auf unsere Wahrnehmung von KI-Kunst sehen wir heute schon den Einfluss im Marketing. Microsoft will mit seiner Suchmaschine Bing die Text-Bild-Generatoren nutzen. Der Stockfoto-Anbieter Shutterstock wird künftig auf seiner Platt- form mit KI-Tools wie OpenAI und Dall-E direkt Bilder generieren. Sicherlich werden solche Tools Einzug halten in die Erstellung von Content und Kampagnen. Beispielsweise kann ein Nutzer mit der Funktion „Impainting“ Bildbereiche löschen und mit der KI neu füllen lassen. Mit „Outpaining“ lässt sich das Origi- nalbild mit Hilfe von KI über den Rand hinaus erweitern.

Wer also schon davon träumt, selbst mit Bildbearbeitungspro- grammen seine visuelle Kommunikation für Mitarbeiter und Kunden zu optimieren, dem sei Photoshop empfohlen. Dort findet sich heute schon die Funktion Impainting. Mal schauen, wie lange es noch dauert bis auch die sich mit Texteingabe vom Nutzer steuern lässt.