Deutschland, das Land der Regeln, Formulare und Wartezeiten? Wer ein Unternehmen gründet, eine Genehmigung beantragt oder eine simple Adressänderung durchgeben möchte, kann schnell den Eindruck entwickeln, während er sich durch ein Labyrinth aus Vorschriften kämpft. Dabei geht es anders. Künstliche Intelligenz (KI) könnte der entscheidende Schritt hin zum smarten Staat sein.
Mein Lieblingsbeispiel ist die Beantragung von Fördergeld für Digitalisierung auf einer voll analogen Prozessstrecke. Inzwischen ist es mir schon zur Gewohnheit geworden, die Förderträger zu fragen, warum sie keine qualifizierte elektronische Signatur auf den Antragsdokumenten akzeptieren, wo sie doch mit ihren Fördergeldern genau diese Digitalisierung unterstützen wollen.
Es geht auch anders. In Estland lassen sich Unternehmen in wenigen Minuten digital anmelden, Dänemark nutzt KI zur effizienten Bearbeitung von Steuerfragen. Und Deutschland? Hier druckt man PDFs aus, um sie händisch zu unterschreiben und anschließend wieder einzuscannen.
Die gute Nachricht: Künstliche Intelligenz kann der Schlüssel zu einem smarten Staat sein. Wo bislang Sachbearbeiter hunderte Seiten durchforsten müssen, kann KI automatisch Dokumente analysieren, Anträge prüfen und Genehmigungen beschleunigen. Verwaltungsaufgaben, die Wochen dauern, könnten in Minuten erledigt werden. Auch Steuerprüfungen oder Fördermittelanträge könnten automatisiert werden, indem KI die Unternehmen proaktiv über fehlende Dokumente oder Fristen informiert und rechtssichere Berichte generiert.
146 Milliarden kostet Deutschland die Bürokratie pro Jahr an Wirtschaftsleistung. Die deutsche Wirtschaftsleistung könnte um 96 Milliarden Euro pro Jahr höher liegen, wenn Deutschland das Digitalisierungsniveau von Dänemark erreichen würde.
Warum ist es so schwer, das bei uns einzuführen? Föderalismus, Datenschutzbedenken, IT-Silos und ein überkomplexes Regelwerk bremsen Innovation aus. Statt KI für Prozesseffizienz einzusetzen, werden neue Regulierungsschichten geschaffen. Ich wünsche mir mutige Reformen, die den Weg für eine KI-gestützte Verwaltung ebnen: eine radikale Entschlackung der Regulierungsflut, weniger Meldepflichten und einfachere Genehmigungen. Zudem wäre ein offener Zugang zu Verwaltungsdaten für KI-Anwendungen nötig, um standardisierte Schnittstellen für Unternehmen und Behörden zu schaffen. Und vor allem muss die Digitalisierung endlich verpflichtend werden. Die Technologien sind da – jetzt braucht es den politischen Willen, sie zu nutzen.