New Work – Kampf den 4 Mythen
New Work ist nicht demokratische Grundsatzdiskussion. Sicherlich fördert New Work Demokratie und Mitbestimmung. Hierarchien werden abgebaut, Mitarbeiter einbezogen, jeder darf Ideen einbringen. Erfahrungsgemäß ist jedoch nicht die Idee erfolgsentscheident, sondern die Systematik in der Priorisierung und die Konsequenz in der Umsetzung. Fokus auf Wertschöpfung widerspricht in vielen schnellwachsenden Startups dem Anspruch, alles mit allen zu diskutieren. Wettbewerb und Zeitdruck sprechen gegen Konsenslösungen oder Kompromisse mit Weichmacher. Wichtig ist vielmehr, dass die Organisation auf der Metaebene reflektiert und entscheidet, wie Entscheidungen getroffen werden, in jeder Situation, in jeder Team, in jedem Projekt.
New Work ist nicht Arbeit in der Legebatterie. Risikokapitalgeber im Silicon Valley erzählen mir immer wieder, wie wichtig räumliche Enge sei, damit die Teams mehr im Austausch sind. Vorsicht für deutsche Nachahmer: Schlechte gemachte Großraumsituationen können ihre starre Struktur auch im negativen Sinne auf das Team übertragen, contra Konzentration und Kreativität. Teams profitieren stattdessen von Räumen, die flexibel gestaltbar sind, sowohl konzentrierte Einzelarbeit als auch kreative Sessions und Gruppensituationen erlauben. Wer das Team in die Gestaltung der Räume einbezieht, gibt Raum für Spirit im Space Design. Das fördert die Identifikation im Team und die Bindung ans Unternehmen.
New Work ist nicht weniger arbeiten. Der jungen Generation wird vielfach nachgesagt, sie strebe vor allem nach Work Life Balance und mehr Freizeit. Ich frage mich, ob das 9 to 5 Stereotyp der letzten Jahrzehnte und ganzer Beamtengenerationen nicht viel mehr einzahlte auf den Anspruch, weniger zu arbeiten? New Work sucht nach Sinnstiftung: Junge Menschen wollen nicht malochen, um Geld zu verdienen sondern über den Beruf oder die Berufe ihre Talente entwickeln und ausdrücken. Der Beruf wird eingewoben in ein Lebenskonzept und soll sich einpassen lassen in die aktuelle Lebensphase und Situation. Die Grenze zwischen New Work und Workaholic ist grau schattiert. Wenn sich ein Städteplaner auch in der Freizeit mit Architektur beschäftigt oder ein Verpackungsdesigner bei jedem Einkaufsbummel begeistert Verpackungen studiert- ist das Arbeit? Vielleicht kommt es darauf an, ob sich die beiden dabei erschöpfen oder mit Energie aufladen.
New Work ist nicht zwingend virtuell. In der öffentlichen Diskussion wird agiles Arbeiten oft reduziert auf Home Office, Mobile Worker und virtuelle Teams. Unternehmen denken zuerst an die Infrastruktur und versorgen agile Teams mit neuer IT-Ausstattung, mit digitalen Gadgets und mobilem Internet. Sicherlich hilft es, wenn Mitarbeiter, speziell internationale Teams, unabhängig von Zeit und Ort arbeiten können. Auch der rechtliche Rahmen darf geklärt sein. Wer darüber allerdings den Wert von atmosphärischer Nähe, von Präsenz und sozialer Interaktion vernachlässigt, der setzt Kreativität und Mitarbeiterbindung aufs Spiel. Die großen Innovationsführer gestalten ihre Büros auch deshalb so attraktiv, damit Mitarbeiter, die von überall arbeiten können, gerne ins Büro kommen. Digital trifft analog.