KÜNSTLICHE INTELLIGENZ IN SICHTFENSTERN – Eine Kolumne von Verena Fink für das DUP Unternehmer Magazin

Sichtfenster gehören zu den Dingen, die mich in der Innovationskurve von Künstlicher Intelligenz (KI) am meisten begeistern. Denn sie markieren den Sprung in der Fähigkeit von KI, große Datenmengen und komplexe Aufgaben zu schaffen. Am sogenannten Context-Window, dem Sichtfenster, kann ich erkennen, wie groß die Datenmenge ist, die eine Anwendung pro Eingabe verarbeiten kann.

KI-Chatbots wie ChatGPT, Claude oder Googles Gemini haben diesen Rahmen sprunghaft erweitert und sind heute in der Lage, ganze Romane in einem einzigen Prompt zu verdauen. Als Nutzer kann ich jetzt viel längere und komplexere Anfragen stellen, ohne dass die KI den Überblick verliert. Ein Hauptvorteil dieser erweiterten Context-Windows liegt in der verbesserten Fähigkeit der Systeme, kohärente und kontextbezogene Antworten zu generieren. Besonders in der Kundenbetreuung, im Gesundheitswesen und im Bildungssektor werden diese Verbesserungen zu erheblichen Effizienzsteigerungen führen.

150 Terawattstunden und mehr könnte der Strombedarf von Künstlicher Intelligenz in der Europäischen Union bis 2030 betragen. Das geht aus einer Prognose des Beratungsunternehmens McKinsey hervor, die am 1. November 2024 veröffentlicht wurde.

Autoren und Redakteure können nun auf die Unterstützung von KI-Chatbots zurückgreifen, um ganze Buchmanuskripte zu prüfen, zu optimieren und stilistisch zu verfeinern. Darüber hinaus ermöglicht die erweiterte Datenverarbeitungsfähigkeit, dass Künstliche Intelligenz Kontext und Nuancen besser versteht und berücksichtigt. Davon profitieren Bereiche wie die medizinische Diagnostik, wo präzise und umfassende Informationen unverzichtbar sind.

KI-basierte Systeme können dort nun eine größere Menge an Patientendaten analysieren, was zu genaueren Diagnosen und personalisierten Behandlungsplänen führt. Im Rechtswesen wird die Verarbeitung komplizierter juristischer Dokumente erheblich vereinfacht. Und wir alle spüren es, wenn wir im Alltag virtuelle Assistenten nutzen, die eleganter mit uns kommunizieren und mehr Aufgaben übernehmen können. Auf der Schattenseite steht der gestiegene Energieverbrauch: Die Verarbeitung großer Datenmengen erfordert erhebliche Rechenressourcen, was technische wie ökologische Implikationen hat. Kürzlich las ich in einer Studie, dass der Energieverbrauch von ChatGPT und Co. bis 2027 ein halbes Prozent des globalen Stromverbrauchs ausmachen könnte. Zudem müssen wir Fragen des Datenschutzes und der Datensicherheit im Auge behalten.