Der Kampf um Fahrzeug-basierte Daten
Autos bauen ist für Tech-Giganten mühsamer als gedacht. Lukrativer sind Informationen über die Passagiere.
Im Silicon Valley dämmert seit letztem Jahr die Erkenntnis, dass der Automarkt doch nicht so leicht von der Tech-Industrie aufzurollen ist wie bislang angenommen. Apple hat Ende 2016 davon Abstand genommen ein eigenes Auto zu entwickeln und viele Ingenieure entlassen. Google (inzwischen Waymo) hat aufgehört, am eigenen Auto zu bauen. Selbst Uber ist noch weit entfernt von eigenen autonomen Fahrzeugen. Startups kommen in Kalifornien oft nicht über Design und Prototyp hinaus weil sie sich an der Komplexität von automobiler Massenproduktion die Zähne ausbeißen. Selbst Tesla, die seit Jahren in Forschung investieren, haben im letzten Jahr nur 80.000 Fahrzeuge produziert. Die Tech-Giganten scheinen aus dem Traum, den Markt autonomer Fahrzeuge komplett zu beherrschen aufgewacht zu sein, nicht zuletzt weil die Gewinnspannen von zehn Prozent vergleichsweise klein sind für die margen-verwöhnte kalifornische Investment-Community.
Die großen Tech-Unternehmen im Silicon Valley investieren weiter, nicht in den Autobau sondern in die autonome Technologie. Google, Uber, Tesla und andere streiten sich um Ingenieur-Talente und erforschen, wo sie im neuen Ökosystem attraktive Felder besetzen können.
Ein Feld ist schon ausgemacht und heiß umkämpft: der Zugriff auf Fahrzeug-basierte Daten. Eine Milliarde Menschen steigen jeden Tag in ein Auto. Sie fahren damit zur Arbeit, kaufen ein, holen Kinder ab oder bringen den Hund zum Tierarzt. Fahrzeuge kutschieren potentielle Konsumenten von A nach B. Wer weiß, wohin die Insassen wollen und was sie dort brauchen, der hat lebendige Konsumströme in der Hand. Die Daten werden aggregiert, analysiert, verpackt und verkauft an Händler, Vermarkter, Markenentwickler, Analysten oder Behörden.
McKinsey prognostiziert ein Marktwachstum in den nächsten 15 Jahren von 450 auf 750 Milliarden Dollar. Big Data Analyse, unterstützt von Künstlicher Intelligenz erfordert im Gegensatz zum Automobilhersteller keine großen Fabriken und Investitionen. Das zahlt sich aus in Gewinnspannen von bis zu 90 Prozent. Ein lohnendes Geschäft für den, der das Rennen macht um die fahrbaren Daten.
Verena Fink von Woodpecker Finch arbeitet als Beraterin für kundenzentrierte Innovation und künstliche Intelligenz. Sie ist die Expertin des DUB UNTERNEHMER-Magazins für digitale Impulse aus dem Silicon Valley.