IoT in der Möbelfertigung
„Den Elefanten bring‘ ich nicht durch die Tür, das ist was für die Großen!“, entgegnete mir kürzlich achselzuckend der Inhaber eines mittelständischen Betriebs aus der Möbelindustrie in der Diskussion zu Industrie 4.0. Da war es wieder, das deutsche Dilemma: Der Branchenverband Bitkom hat jüngst verkündet, dass jeder zweite Betrieb Anwendungen aus dem Internet der Dinge (IoT) einsetzt, darunter neben Konzernen auch viele kleine und mittelgroße Unternehmen. Dagegen glaubt nur ein Drittel der Entscheider in Deutschland an die langfristigen großen Hebel, im Gegensatz zu zwei Drittel Optimisten in den USA. Woher diese Zögerlichkeit?
Ein Aspekt scheint die Angst vor dem riesigen Rüsseltier. Kein Wunder, wenn Industrie 4.0 in Deutschland als DER Paradigmenwechsel gepriesen wird, um Unternehmen von Grund auf umzukrempeln. Scheint so, als ob gerade in der Möbelindustrie durch das Internet der Dinge (IoT) kein Stein auf dem anderen bliebe, wenn der Druck steigt, Losgröße 1 zu fertigen und damit die Fertigungsstrecke auf Intelligenz zu trimmen. Wer keine Zwischenlager und Fertigwarenlager mehr nutzt, der muss Einzelteile auf die Sekunde genau in die Montage liefern. Dort wird jedes Teil auf einem Chip die Information tragen, wie es bearbeitet werden will und zu welchem Auftrag es gehört. Kaum bewegt es sich in den nächsten Arbeitsschritt auf dem Fließband wird seine Information ausgelesen. Alle Daten werden in der Cloud gespeichert als digitaler Zwilling. Die Zuliefer-Betriebe entlang der Produktionskette vernetzen sich untereinander, damit sie frühzeitig erkennen, welche Teile ihr Kunde wann wieder in der Produktion benötigen wird. Spätestens dann liegt der Schlüssel in der Datenintegration Ende zu Ende, in Cloud-Lösungen und Künstlicher Intelligenz, die in der Lage ist, in Echtzeit Unmengen von Datenpunkten zu verarbeiten.
Klingt nach einem Kippschalter für Automatisierung? Nach Elefant auf Knopfdruck? So einfach ist es nicht, zum Glück! Wie beim Dimm-Schalter im Wohnzimmer und beim Baby-Elefanten im Zoo funktioniert auch die Automatisierung im Kontext von IoT durch langsames Hochfahren. Pilotprojekt für Pilotprojekt wächst die Basis und vor allem die Erfahrung durch Erfolge und Flops. Solche Pilotprojekte funktionieren auch in der Möbelfertigung dann am besten, wenn der Anwendungsfall spitz, das Ziel eindeutig und die Erwartung klar ist.
Digitale Piloten im Bausteinmodell können wahlweise: Produktivität steigern, Qualität erhöhen, Markteinführung beschleunigen, Prozesse optimieren, Kosten senken, bessere Entscheidungen ermöglichen. Vor dem Start der Pilot-Reihe hilft es, die große Vision zu zeichnen. Das schützt davor, in Insellösungen ohne Schnittstellen zu investieren oder Bausteine zu planen, die später nicht skalierbar sind. Um es in den Worten des Rüsseltierfreundes zu sagen: „Wer sich vorab den großen Elefanten vorstellt, der kann ihn anschließend in kleinen Scheiben durch die Tür tragen.“