Der letzte Jahrgang der Boomer-Generation wird bald 60 Jahre. Wir stecken schon mitten in der Verrentung geburtenstarker Jahrgänge. Die nachwachsenden Talente sind deutlich Job-mobiler und wechseln leichtfertiger ihre Rolle. Zuletzt bin ich in den USA über eine Studie gestolpert, die herleitet, dass die Generation Z ihre Arbeit eher transaktional sieht. Harte Zeiten für HR-Teams, die Stellen besetzen und Talente binden wollen.
Hilft uns Arbeitgebern in der Situation die vorhergesagte Rezession? Reuters prognostizierte kürzlich für die USA, dass die Arbeitslosenquote bis zum vierten Quartal 2023 nur auf 4,6 % ansteigen wird, was weitaus niedriger ist als bei früheren Rezessionen. Wir können daher nicht auf den Arbeitgebermarkt vergangener Abschwünge hoffen.
Beim Bäumchen-Wechsel-Dich im Kampf um Talente brauchen wir auch in Deutschland eine starke Marke. Employer Branding ist mal wieder oben auf der Agenda vieler Unternehmen. Leider oder zum Glück hängt diese Markenwahrnehmung nicht allein an der strahlenden Oberfläche talentierter HR-Kommunikator*innen in sozialen Netzwerken oder mutigen Brand Kampagnen im Marketing. Top-Bewertungen, Sozialleistungen, Work-Life-Versprechen und Entwicklungsperspektiven sind Standard, deshalb empfehle ich drei Dinge, dir mir in den letzten Wochen deutlich geworden sind:
1. Reduzieren Sie Ihr Team nicht ohne Plan und schlüssige Story
In den letzten 18 Monaten haben wir erlebt, wie große Tech Marken aus dem Silicon Valley massiv Leute entlassen haben wegen zu optimistischer Wachstumseuphorie in der Pandemie. Deutsche Talente sind viel sensitiver in Bezug auf „Hire and Fire“ Mentalität und verlieren Vertrauen. Was verleiht Ihrer Wachstumsgeschichte Nachhaltigkeit und Glaubwürdigkeit?
2. Hegen und pflegen Sie ihre Bestandsmannschaft
Bei Employer Brand denken wir zu schnell an die neuen Top Talente da draußen. Wir fühlen uns unseres Kernteams zu sicher. Wer hält uns trotz Personalknappheit und Doppelbelastung schon lange die Treue? Potenziellen Mitarbeiter*innen verheißungsvolle Anreize zu bieten, ohne das bestehende Team wertzuschätzen, ist ein sicherer Weg, langjährige Kolleg*innen zu entmündigen. Wie können wir sie motivieren und zur Entwicklung befähigen?
3. Kehren Sie den Hof und warten Sie Ihre Gegensprechanlage
Klingt schräg aber ist trotz Digitalisierung ein wachsendes Phänomen: Ghosting während des Einstellungsprozesses ist auf dem Vormarsch. In den USA sagen 28 % der Bewerber*innen in Umfragen, sie seien davon betroffen. Drei Viertel davon geben an, es waren die Personalverantwortlichen, die sich bei ihnen nicht mehr zurückgemeldet hätten. Um diesen unnötigen Faux Pas zu vermeiden, lohnt es, die Recruiting-Strecke zu prüfen. Was ist kaputt? Was können wir digitalisieren und damit transparenter gestalten, um mit Sicherheit niemanden vor der Tür stehen zu lassen?