Augmented Reality als Möbelverkäufer – Beitrag im möbelfertigung Magazin

Wie wirkt das rote Sofa aus dem Online-Shop wohl in meiner Wohnung? Passt der Tisch in mein Esszimmer oder wäre er zu klobig? Was diverse Studien bestätigen, haben vermutlich viele schon selbst erlebt: Das größte Problem beim Online-Shopping von Möbeln ist unsere begrenzte Vorstellungskraft. Kein Wunder, dass die Möbelbranche Augmented Reality (AR) feiert, die erweiterte Realität. AR arbeitet softwarebasiert, um den Nutzern visuell und auditiv Zusatzinformationen seh- und hörbar zu machen. Virtuelle Elemente und Informationen werden in Echtzeit dreidimensional integriert. Wir bestaunen die Überlagerung von echten und virtuellen Ansichten, angereichert mit Texten, Grafiken, Videos oder Animationen. Auf Touchscreens und mit Gesten steuern wir die Inhalte, während im Hintergrund Kameras, Sensoren, Mikrofone und Algorithmen aktiv sind. Auf diese Weise macht AR das Internet der Dinge (IoT) sichtbar. Jenseits der Möbelindustrie begegnet uns AR heute in Computerspielen, digitalen Lernformaten, industrieller Fernwartung, im Arbeitgebermarketing, Tourismus oder E-Commerce. Nutzer sollen nicht nur in ihrer Vorstellungskraft beflügelt werden, sondern auch zur Kaufentscheidung begleitet. Viele Möbelhäuser bieten ihren Kunden bereits intelligente Apps, die den Kaufprozess vereinfach und Hürden bis zum Abschluss reduzieren. Der Klassiker ist vermutlich die Ikea-App, zum Platzieren des „Pax“-Schrankes im heimischen Wohnzimmer. Der Einrichtungsriese hat bereits 2017 die Ikea-Place-App eingeführt, mit der Kunden durch die AR-Technologie ihre Wohnungen digital einrichten und online passende Möbel finden können. Kunden laden sich die App auf ihr Smartphone, scannen den Raum ein und wählen das gewünschte Möbelstück aus. Durch die AR-Technologie erscheint das Möbelstück in realistischem Maßstab zum Zimmer und lässt sich aus allen Perspektiven betrachten. Mittels Verknüpfung zum Online Shop und stationären Handel wird der Kaufabschluss beschleunigt und erleichtert.

Die innovativsten AR-Konzepte finden sich auf dem Markt der Startups: Ein aktuelles Beispiel ist das Hamburger Unternehmen Apartmen, das Single-Männer in Form eines Stilberaters bei der Einrichtung ihrer Wohnung unterstützt. Verfeinert werden die Empfehlungen der Algorithmen durch Analysen typischer Nutzerprofile, an denen sich der Anbieter orientiert. Hinzu kommen Stiltests, bei denen die Nutzer Informationen zur Art des Raumes, Größe, Schnitt und ihrem Lebensstil angeben. Die Kunden erhalten ein komplettes visuelles Einrichtungskonzept. Geplant ist nun auch der Einsatz von AR, womit die Kunden den Raum über ihr Smartphone einscannen. Kombiniert mit Stiltests werden dann passende Konzepte entwickelt und die Kunden erhalten ein beeindruckend echtes Bild der neuen Einrichtung in ihren vier Wänden.

Augmented Reality verbindet Offline und Online
Auch Hersteller und Händler im stationären Möbelhaus können von der AR-App profitieren und die Brücke zwischen Online und Offline bilden. Lange Kundengespräche konvertieren heute schneller durch digitale und spielerische Anwendungen. Händler sparen Verkaufsfläche, wenn sie nicht mehr alle Produkte vor Ort benötigen, um den Kunden eine reale visuelle Erfahrung zu ermöglichen. In der Beratung kommen interaktive Produktkonfiguratoren zum Einsatz, die komplexe Möbel wie Sofalandschaften passgenau in der heimischen Kulisse zusammensetzen. Kunden nutzen die virtuelle Anprobe des eigenen Wohnzimmers auch gerne, um per Smartphone ihre Liebsten in die Kaufentscheidung einzubeziehen. Volle Verkaufsflächen oder lockdown-bedingt geschlossene Geschäfte sind kein Hindernis mehr, wenn Kunden die Produkte im echten Umfeld betrachten können. Händler können so Distanz zu ihren Kunden abbauen und personalisierte Einkaufserlebnisse in der digitalen Welt anreichern.