Datenschutz: Der Mensch als Datenpaket – Autorenbeitrag TeleTalk 7/17

Datenschutz, ein deutscher Dauerbrenner. Vor wenigen Wochen wurde das Datenschutzanpassungs- und Umsetzungsgesetz verabschiedet und nach drastischer Kritik von Verbraucherschützern mehrfach nachgebessert. Viele Herausforderungen der Digitalisierung bleiben darin offen: Industrie 4.0, Künstliche Intelligenz, Big Data, Smart Cars, Smart Health, Ubiquitous Computing.

Neue technische Entwicklungen schaffen neue Herausforderungen für den Datenschutz. So ist zum Beispiel grundsätzlich definiert, dass Nutzer sich Informationen darüber einholen können, welche Daten über sie verarbeitet werden. Klingt vertrauenserweckend? Funktioniert leider nur dann, wenn ein Ausgabekanal verfügbar ist und steht und damit im Widerspruch zum Ansatz im Internet der Dinge: Technik soll im Hintergrund vernetzen, in Form von Sensoren, die oft gar keine Ausgabemedien haben. Bei Big Data und Cloud Computing warten ähnlich knifflige Fragen. Sollte nun auf Basis der Grundregelungen für jede Herausforderung die Spezifika geregelt werden? Wie kann das dem Anspruch der Technikneutralität genügen? Mühsame Diskussionen.

Da lohnt ein Wechsel der Blickrichtung auf unsere eigene Nutzenrechnung: Wir träumen von Maschinen, die unsere Bedürfnisse und Wünsche nach Informationen erkennen und antizipieren. Maschinen benötigen, um das zu leisten viele persönliche Informationen über uns. Was ist der Preis, den wir für ihren intelligenten Service bezahlen? Und lohnt es sich? Manche werden sagen, dass Privatsphäre der Preis sei, den wir für intelligenten Service aufbringen müssen. Der Punkt ist valide und erscheint doch in einem diffusen Licht über die Frage, ob die Grenze zwischen Privat und Öffentlich eine fixe sein kann. Die Trennlinie wird vielmehr von und für uns immer wieder neu gezogen.

Durch die Art wie wir Informationen teilen machen wir einen Deal, der über einzelne Transaktionen, über eine breite gesellschaftliche Veränderung, ja sogar über rechtliche Herausforderungen hinausgeht. Dieser Deal ist einschneidend aber in der Lieferung inkludiert, wenn wir die digitale Erweiterung der Märkte vorantreiben. Er bezieht sich auf das Leben selbst, biologisch, kulturell und unser alltägliches Leben. Wir sind Datenpakete für neue Märkte. Das ist eine Veränderung, die wir noch nicht so recht in den Diskurs verpackt bekommen und die das Konzept von Privatsphäre und Datenschutz nicht wirklich berührt. Was ist es wert? Wie viel sind wir wert als hoch differenzierte, individuelle Güter? Es scheint, als bekämen wir erst allmählich ein Gefühl dafür.

Verena Fink, Gründerin von Woodpecker Finch ist Expertin für kundenzentrierte Innovation und künstliche Intelligenz. Sie berät, coached und begleitet Unternehmen auf dem Weg in die Digitale Welt. Im DIGITAL WOODPECKER teilt sie Impulse aus dem Silicon Valley und ihre langjährigen Erfahrungen aus dem digitalen Wandel von Unternehmen.